Wie
man reich wird
Wenn Sie zwischendurch Ihr
Sabbatjahr antreten, wenn Ihnen die Ferien am Nordseestrand zu
langweilig werden oder wenn Sie einfach mal Abenteuerlust verspüren,
dann sollten Sie sich eine Reise zum Klondike gönnen. Das ist ein
Erlebnis! Ich habe schon in Alaska, am Colorado und in vielen Gegenden
Kanadas Gold gewaschen. Erfolgreich ist man überall. Aber am Klondike
ist es am spannendsten. Natürlich auch deshalb, weil Dawson City in der
Nähe ist. Dort gibt es wenigstens ein paar Vergnügungsstätten, um das
Gold in andere Dinge umzuwechseln. Und schließlich ist Kanada auch
deutlich preiswerter im Vergleich zu Alaska oder den Staaten mit dem
teuren US-Dollar.
Nachfolgend habe ich eine kleine Anleitung zum Reichwerden für Sie
geschrieben. Wenn Sie sich daran halten, finden Sie garantiert Gold, das
kann ich versprechen.
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Goldwaschen am Klondike - Motivationsleitfaden für Lehrer
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Den
Klondike kennen Sie sicher vom Hörensagen. Eigentlich ist es ein kleiner
Fluss, der bei Dawson City in den Yukon mündet. Aber man bezeichnet
damit das legendäre Goldfeld am Yukon -nördlich von Whitehorse. Die Condor
fliegt inzwischen von Deutschland direkt nach Whitehorse, so dass Sie leicht
von dort aus den Klondike-Highway am Yukon entlang nach Norden fahren
können. Bis Dawson City, am Zusammenfluss des Klondike in den Yukon gelegen,
ist es eine gemütliche Tagesreise. Sie sollten allerdings Ihre Unterkünfte
vorbuchen. Die Städte dort oben sind viel kleiner, als wir uns das hier
vorstellen. Selbst Whitehorse, die Hauptstadt des Yukon Territory, hat nur
24500 Einwohner. Demnach ist auch das Beherbergungsangebot nicht besonders
groß. Gute Erfahrungen habe ich auch mit Bed & Breakfast - Unterkünften
gemacht. Das ist besonders für Dawson City interessant.
Dawson City selbst sieht aus wie ein übergroßer Regenwurmhaufen: Die ganze
Gegend wurde durch die Goldwaschanlagen in den letzten 100 Jahren "verdaut"
und als Geröllschlangen wieder ausgeschieden.
Man kann sich nicht vorstellen, dass irgendein Fleckchen dieser Gegend
unverdaut geblieben sein könnte. Wenn Sie das Schild am Eingang von Dawson
City sehen und die Aussagen der Leute hören, die dort Gold abbauen, muss es
trotzdem immer noch etwas geben, was sich zu finden lohnt. Dieser Eindruck
wird unterstützt durch die aktuellen Fördermengen des letzten Jahres: Gold
im Werte von 30 Millionen Dollar wurde allein im Jahre 2016 in dieser Gegend
gefördert.
Es ist also noch etwas für Sie übrig geblieben. Das tröstet Sie bei der
Ankunft ungemein. Wenn Sie an den goldgelb dahin fließenden Bächen rings um
Dawson City entlang spazieren, denken Sie sofort: "Da muss einfach Gold drin
sein." |
Rings um das Städtchen Dawson City (nur 2000 Einwohner, aber auf jeder
Landkarte eingezeichnet) buddeln an den Creeks Dutzende von Goldgräbern und
Minenbesitzern. Mit kleinen Baggern und Raupen wird alles umgegraben, was
sich bewegen lässt.
Sie besorgen sich den "Guide to the Goldfields", das ist eine kostenlose
Zeitung, die es überall am Yukon gibt. Sie bekommen sie sogar schon in
Whitehorse. Oder Sie studieren auch direkt den "Dawson City Service Guide"
mit einer Karte der umliegenden Goldfelder. Beim Lesen geht Ihnen so richtig
das Herz auf: Namen wie "Bonanza Creek", "Discovery Claim" oder "Bear Creek
Mining Camp" lassen den Puls emporschnellen und gönnen Ihnen ab jetzt keine
ruhige Minute mehr. Nichts wie hin!
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Also fahren Sie am Bonanza
Creek entlang, um den "Discovery Claim" zu bewundern, der 1896 Shookum Jim,
Dawson Charlie und George Carmacks zu reichen Männern machte. Jeder
glänzende Stein, den Sie in der Sonne aufblitzen sehen, wird ab sofort genau
untersucht. Ob das echtes Gold ist? Woran kann man das erkennen?
So wächst in Ihnen der unbändige Drang, das Handwerk des Goldwaschens zu
erlernen. Als Lehrer mussten Sie schon immer fachfremden Unterricht
erteilen. Das wurde damit begründet, dass es einem Menschen mit
wissenschaftlicher Ausbildung zuzumuten sei, sich in fremde Sachgebiete
einzuarbeiten. Da ist es doch wohl ein Leichtes, sich die nötigen Kenntnisse
über das Goldwaschen autodidaktisch anzueignen. Vielleicht mit einer
geführten Tour am Bonanza Creek? Beileibe nein! Fallen Sie ja nicht auf eine
Touristenklitsche rein, die "Panning for nothing" anbietet! Dort gibt es
nichts Echtes mehr.
Mein Tipp:
Besuchen Sie die Goldbottom Mine. Anfang Juni geht es jedes Jahr los. Die
Mine befindet sich am Goldbottom Creek ca 14 km von Dawson City entfernt.
Sie erreichen sie über die Hunker Creek Road (Die Mine ist auf der Karte als
Nr.79 verzeichnet.). 40-50$ sollten Sie für eine Einführungslektion schon
ausgeben. Das ist preiswert - außerdem haben Sie das durch zwei schlappe
Vertretungsstündchen wieder raus. Was Sie aber dafür geboten bekommen, ist
unvergleichlich wissenswert. Wer von Ihren Kolleginnen und Kollegen war
schon Goldwaschen am Klondike? Wahrscheinlich niemand. Außerdem können Sie
mit den Fotos oder Videos, die Sie bei der Tour drehen, jede Schulklasse in
einer Vertretungsstunde total begeistern. |
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Die freundlich lächelnde
rothaarige Minenbesitzerin erklärt Ihnen alles, was Sie wissen müssen, um
ein erfolgreicher Goldwäscher zu werden. Nebenbei erfahren Sie, dass es ganz
einfach ist, einen Claim anzumelden. Die Registrierung kostet nur 10 $.
Dafür erhalten Sie einen 300m langen und 150 m breiten Streifen am Bach
entlang. Darin ist die Berechtigung zur Oberflächenbearbeitung
eingeschlossen. Für die Instandhaltung müssen Sie jährlich etwa 200$
aufbringen.
Die Goldbottom Mine wird übrigens von einem Geschwisterpaar betrieben, das
69 Claims besitzt. Allerdings müssen beide jedes Jahr in 3 Monaten soviel
verdienen wie andere in 12 Monaten. |
Der Boden ist hier
nämlich tiefgefroren (Permafrost) und es taut im Sommer immer nur eine ca.
1m dicke Schicht auf. Nur dann können die Bagger arbeiten. Während der
übrigen Zeit ist nichts zu machen; nicht einmal mit schweren
Raupenfahrzeugen; diese rutschen auf dem schmierigen Frostboden oder
Schlamm einfach weg. Das können Sie selbst beobachten. |
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Wenn Sie die 15.000 $ teure Schüttelmaschine
besichtigen und erfahren, dass der Mechaniker, der sie bedient,
dafür 80$ die Stunde bekommt, die Baggerfahrer 60$ pro Stunde verdienen
und die Minenhilfsarbeiter 30$ die Stunde bekommen, wird Ihre
zwischenzeitig aufgekommene Begeisterung zum Selbständigmachen in Kanada
wahrscheinlich etwas gedämpft werden. Auch wenn Sie hören, dass die
Tagesausbeute eine Kaffeetasse voll Gold ist, so bleiben der
Minenbesitzerin nach Abzug aller Unkosten nur 60.000 Dollar in den 3
Monaten. Den Rest des Jahres arbeitet sie deshalb in einem anderen Job
in Whitehorse. Warum Sie das alles macht? Weil Sie natürlich immer noch
auf die ganz großen Nuggets hofft, die von Zeit zu Zeit gefunden werden.
Die lassen das Herz jedes Miners höher schlagen (Im Haus hat sie
übrigens eine stattliche Sammlung davon; da bin ich richtig neidisch
geworden!).
Sie selbst hat eine Gold-Waschmaschine - eine raffinierte Erfindung aus
der Goldrush-Zeit -: Auf einer mit Wasser angetriebenen Blechschüssel
wird durch kontinuierliches Spülen mit dem Wasserschlauch das Gold
ausgewaschen. Stolz zeigt sie auf dem Foto die Tagesausbeute.
Das können Sie natürlich auch! Nach einem Acht-Stunden-Tag kommen Sie auf
durchschnittlich 100$ pro Tag. Na, wenn Sie das nicht motiviert! Sie
können auf dem Minengelände eine Hütte für 100$ pro Tag mieten (
Blechofen und viel Holz inbegriffen), das Equipment ist billig: Es
besteht aus einer Schaufel, einer Blechschüssel (pan) und einem Paar
guten Gummistiefeln. Als ich 1998 das erste Mal dort war, kostete die
Hütte nur 20$ pro Tag. Inzwischen hat die Familie Millar begriffen, dass
man mit dem Tourismus mehr Geld verdienen kann als mit dem Schürfen.
Dennoch ist der Spaß groß: Sie werden mit der Übernachtung in einer
solchen Hütte in die Klondike-Rush-Zeit versetzt und fühlen sich auch
so. Es ist toll. Da ist Schule ganz weit weg und - falls Sie bereits ein
Burn-out-Syndrom haben - ist das heilsam für die Seele.
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Auf dem linken Foto sehen Sie
die rothaarige Minerin, die uns mit Gummistiefeln und dem unbändigen Drang
nach Gold und Reichtum ausgestattet hat.
Wenn Sie das alles erfahren haben, hält Sie nichts mehr. Also Abmarsch zum
Goldbottom Creek! Als erfahrener Goldwäscher nehmen Sie natürlich auch
einen Spaten und Ihr Schweizer Taschenmesser mit. Am Crow Creek in Alaska
habe ich übrigens gesehen, dass die Profis auch noch viele Wollsocken, viele
Dosen Bier, einen Whiskybecher mit zugehöriger Flasche, eine Lupe und einen
Hammer mitnehmen...
Für 45$ können Sie den ganzen Tag waschen und alles behalten, was
Sie finden. Da Sie clever sind, lassen Sie sich von der Minenbesitzerin erst
mal zeigen, wo man überhaupt in diesem Uferschlamm gräbt und wie
vielversprechendes Erdreich aussieht.
Sie lernen dann schnell, dass wahres Gold gar nicht glänzt. Alles, was
glitzert, ist nämlich kein
Gold. Wenn Sie Zweifel haben, machen Sie einfach die Hammerprobe. Wenn es
splittert, ist es kein Gold; wenn es platt wird, ist es echt. Gold ist
nämlich ungeheuer geschmeidig und sehr schwer. |
Selbst kleinste
Plättchen sinken zwischen Steinen und Schlamm nach unten. Das ist das
Geheimnis des richtigen Goldwaschens, des "pannings". |
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Sie müssen nur die Schüssel mit
dem goldhaltigen Erdreich und Wasser richtig schwenken. Nach und nach
sortieren Sie die dicken Steine aus, dann die Schlammteile und kleinen
Bestandteile. Immer wieder kommt frisches Wasser dazu, bis Sie schließlich
am Boden die kleinen Goldkörnchen oder Goldplättchen durch das Wasser
schimmern sehen.
Und die richtige Schwenktechnik ist gar nicht so schwer. Aber lassen Sie
sich diese genau zeigen. Erst unter fachkundiger Anleitung wird es leicht
und erfolgreich!
So sieht es dann nach einer halben Stunde später aus: Sie lösen sich von
den anderen Leuten und ziehen bachaufwärts, weil dort keine anderen da sind,
die Ihnen die dicken Nuggets wegschnappen können. |
Hier in der
Einsamkeit erwächst erst richtig das Gefühl, ein echter Goldwäscher und
Abenteurer zu sein. |
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Die erste Stunde in der
Einsamkeit überstehen Sie ausgezeichnet, weil Ihre Finger von dem eiskalten
Wasser des Baches noch nicht klamm geworden sind. Die innere Hitze des
Goldfiebers hält Sie warm. In der
zweiten Stunde dringt die eisige Kälte des Creeks durch die Gummistiefel
und Ihre Zehen geben Ihnen deutliche Schmerzsignale. Ihr Rücken meldet sich
und klärt Sie darüber auf, dass er keinesfalls gewillt, noch eine einzige
Minute länger in dieser gebückten Haltung zu verbringen.
Aber Gottseidank haben Sie in der
dritten Stunde die ersten winzigen Edelmetallkörnchen entdeckt und
zum Ufer in Sicherheit gebracht. Die Suche nach einem geeigneten Versteck
brachte etwas Abwechslung in das sture Schwenken des schwarzen Modders. Sie
lächeln stolz und sind wieder bereit, sich ins eiskalte Wasser zu begeben.
In der vierten Stunde können Sie
nicht mehr stehen, das Bücken macht Ihr Rücken auch nicht mehr mit; also
gehen Sie in die Hocke, machen zwischendurch Streckübungen und haben schon
gelernt, auf zwei Steinen im Bach zu stehen, damit die Füße nicht im Wasser
sind. Natürlich haben Sie versucht, sich zwischendurch immer ein wenig
hinzusetzen und haben sich auch schon einen dicken Stein ins Wasser gerollt.
Aber der ist beim Hinsetzen so verflucht kalt, dass Sie das schnell gelassen
haben.
Über die fünfte Stunde habe ich
keine Erfahrungswerte, weil ich die Nase voll hatte; aber die Profis haben
mir immer wieder erklärt, dass die restlichen Stunden des Tages so weiter
gehen. Wenn es dämmert, ist sowieso alles zu Ende, weil man dann keinen
Schimmer mehr von dem edlen Stoff sieht. Dann schmeckt das Bier - oder je
nach Wetter - der Whisky aber besonders gut. |
Das ist die Zeit
für die richtige Happy Hour: Und happy werden Sie in jedem Fall sein:
Entweder haben Sie etwas gefunden und begießen Ihr Glück - oder Sie haben
nichts gefunden und ertränken Ihren Frust. |
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Abends liefern Sie Ihre winzigen
Goldplättchen bei der Minerin oder in einem Gold-Dust-Laden in Dawson City
ab und starren gespannt auf die Waage, wie viele Unzen es denn wohl geworden
sind. Wenn Sie einigermaßen gut sind, sagen die Profis, schaffen Sie Gold
für 100$ an einem Achtstunden-Tag.
Welch ein Job! Wenn Sie Ihre eiskalten Füße aus dem Wasser nehmen und mit
schmerzendem Rücken zur Hütte staksen, spätestens dann werden Sie erkennen,
wie leicht doch im Vergleich dazu ein Lehrer in Deutschland seinen täglichen
Hunderter verdient!
Und was ist das Faszinierende daran? Was zieht einen immer wieder
dahin?
Die Nuggets. Es könnte ja sein, dass man einen erwischt, der so groß ist,
dass man ein ganzes Jahr nicht zu arbeiten braucht... |
Sollten die oben angegebenen Hinweise
in Ihnen den Wunsch nach Gold, Reichtum und Abenteuer geweckt haben, so
sollten Sie sich schon beizeiten gut informieren. Dazu ist das Internet von
großem Vorteil. Sie finden nämlich unter den folgenden Adressen hilfreiche
Tipps:
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Letzte Aktualisierung am
12.12.18
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