Reisebericht
Stopover Hongkong 2011
Wir waren 1995 schon einmal in Hong Kong und total fasziniert von dieser
Stadt, die damals als englische Enklave mitten in China lag. Besonders
beeindruckt hatten uns die Wolkenkratzer auf engstem Raum und der
Flughafen, der mitten in der Stadt lag und auf dem jede Landung ein
besonderes Abenteuer war.
Jetzt - 17 Jahre später - sah alles ganz anders aus: Wir landeten 30 km
vor der Innenstadt auf dem neuen Flughafen, der jetzt nicht mehr mitten
in der Stadt, sondern weit draußen im Meer liegt. Auf dem Rückflug von
China wollten wir einen dreitägigen Stopover in Hongkong machen, denn
dazu eignet sich diese ostasiatische Metropole hervorragend.
10.11.2011
Nach unserem Urlaub in Hainan landen wir um halb fünf bei
diesigem Wetter und 21° C in Hongkong auf dem riesigen neuen Flughafen
und tauschen unsere restlichen chinesischen Yuan in Hongkong-Dollars um,
die wesentlich günstiger im Kurs stehen.
|
Auf die Taxi-Mafia am
Flughafen fallen wir nicht herein und angeln uns ein Taxameter-Taxi, das
uns incl. der Autobahngebühren für 260 $, das sind 27 €, in etwas mehr
als einer halben Stunde geschickt und ohne Stau zum Sheraton nach
Kowloon bringt. Schon bei der Fahrt vom Flughafen zur City begreifen wir
beim Blick aus dem Taxifenster, dass der Wolkenkratzerdschungel mit den
Wohnblocks hier noch um ein Vielfaches schlimmer als in Peking oder
Shanghai ist. Der etwas mürrische Taxifahrer reagiert außerdem gar nicht
auf unsere freundliche Begrüßung "Ni hao" und "xiexie" als Dankeschön.
Erst am nächsten Tag erfahren wir, dass hier kein Mensch mehr Chinesisch
spricht, sondern Kantonesisch. War ich doch so stolz, mehr als 50
chinesische Wörter und drei ganze Sätze in schönstem Mandarin gelernt zu
haben - alles für die Katz! Wir erfahren, dass sich das Kantonesisch vom
Mandarin-Chinesisch etwa so unterscheidet wie das Deutsche vom
Schwedischen. |

Wohnblocks auf dem Weg vom Flughafen in die City |
Also: Lei ho, das heißt "Guten Tag" auf Kantonesisch und
jetzt fällt mir auch ein, dass ich mich gewundert habe, dass im Flugzeug
alle Ansagen dreisprachig erfolgten: Chinesisch, Englisch, Kantonesisch.
Wie auch immer - alles können wir vergessen, denn hier spricht man auch
Englisch! Das merken wir sofort beim Einchecken, als wir ein Zimmer im
14. Stock bekommen. Das ist zwar sehr schön, läuft aber auf einen
Innenhof hinaus mit einer miserablen Aussicht. Dazu brummt ein
Transformator für die Halogenbeleuchtung fürchterlich und man kann nur
schlafen, wenn man den Hauptschalter abschaltet.
Zum Ärgern haben wir aber sowieso nicht viel Zeit, denn nach dem
Auspacken müssen wir sofort zum Pier 3 marschieren, wo uns eine alte
chinesische Dschunke zu einer Fahrt durch das nächtliche Hongkong
erwartet, die wir schon vorher gebucht haben. |
Jeden Abend
um 20:00 Uhr beginnt die Lasershow unten am Pier. Zu einer Musik,
die auf beiden Ufern und dem Schiff abgespielt wird, ändern sich im
rhythmischen Takt die Lichter und Farben an den Gebäuden und
gleichzeitig blitzen riesige Laserkanonen auf, die ihre
kilometerlangen Strahlen in den Himmel schicken. So etwas hat keine
andere Stadt auf der Welt zu bieten. Es ist ein fantastisches
Farbenspiel, man weiß gar nicht, wo man hinschauen soll und welche
Uferseite die schöneren Reflexe liefert. In einem Foto kann man das
leider nicht einfangen, sodass ich das gefilmt habe.
Da wir aber mit der Dschunke den Fluss auf- und abwärts gefahren
sind, ist der Film doch recht wacklig geworden. Die kleine Lumix ist
eben doch keine Videocamera und man kann sie beim Filmen auf einem
Schiff auch nicht ruhig halten. |
Zum Umschalten in den Vollbildmodus unten rechts auf
dem Player auf das Viereck klicken! |
So beschließen wir den ersten Tag in einem ganz
anderen China mit einem Wild-Turkey auf Eis und Ginger Ale in der
Sky Lounge im 18. Stock des Sheraton Hotels, blicken auf das
berühmte Peninsula-Hotel links neben uns, die geschäftige Nathan
Road unter uns, die wunderschön leuchtende Skyline von Hong Kong in
der Ferne und sind eigentlich ganz zufrieden, dass wir jetzt hier
sind.
Dschoy gan
Das ist Kantonesisch und heißt so viel wie "Tschüss" und zum ersten
Mal können wir uns das merken, indem wir eine Eselsbrücke bilden und
sagen: "Joy again" - wieder Spaß - den haben wir hoffentlich morgen
bei der Erkundung der Stadt.
11.11.2011
Ein Supertag für Hochzeiten in Hongkong: 11.11.11!
Es sind hier heute 5000 Hochzeiten angemeldet. Ricky holt uns um
10:25 zur Stadtrundfahrt ab. Wir sitzen zu viert mit einem anderen
deutschen Paar im Minibus. Ricky spricht mäßig deutsch und erzählt
einiges über die Stadt. Es ist zwar nicht das beste Wetter in
Hongkong, als wir heute zur Stadtrundfahrt starten, aber es ist warm
(24° C ) und trocken. Bei der Fahrt durch die 7 Millionen-Stadt wird
uns erst noch einmal klar, dass hier alles noch viel enger und höher
ist als in Shanghai oder Beijing. Die Wohnungspreise steigen ins
Unermessliche und man kann sich gar nicht vorstellen, wie alles
finanziert wird. Aber die Leute müssen ja irgendwie das Geld dazu
haben. Hier in Hongkong ist alles aufs Geschäftemachen ausgerichtet.
Es laufen wesentlich mehr Geschäftsleute in schwarzen Anzügen umher
und es herrscht irgendwie auch mehr Hektik. Allerdings läuft zu
unserem Erstaunen der Verkehr einwandfrei und ohne Stau ab. Das
liegt an der fantastischen Infrastruktur. Die doppelstöckigen
Straßenbahnen, die doppelstöckigen Omnibusse und die erstklassig
funktionierende Metro schaffen es, dass täglich Millionen von
Menschen aus den außerhalb liegenden Wohnungen nach Downtown fahren
und zurück. |

In der Mitte der Straße sind die Schienen für die
doppelstöckige Straßenbahn |

Es ist immer viel los auf der Nathan-Road, der
Hauptgeschäftsstraße von Hongkong |
Taxis sind nicht so teuer und die Metro ist
superbillig. Für 8 $, das sind 90 Eurocents, fährt man von einer
Seite der Stadt auf die andere.
Aber eigentlich ist ganz Hongkong eine einzige Downtown, wenn man
die Wolkenkratzer sieht, in denen alle wohnen. Hier macht jeder
Geschäfte, das ist der Hauptjob dieser Stadt. Und dafür muss man
viel tun. Man muss alles mit allen erdenklichen Mitteln anpreisen.
"Copy watches?" - so werden wir dauernd gefragt, wenn wir in der
Nathan-Road, der Hauptgeschäftsstraße unterwegs sind. Und diese
nachgemachten Uhren sind dann hier noch billiger als in China. Oben
am Viktoria-Peak bekommt man für 100 Hongkong-Dollar vier Stück, das
sind 11 Euro. Und die sind noch ein wenig schwerer als die in China,
denen man das Plastik schon ansieht. Es stimmt, als uns jemand riet,
wir sollten in China überhaupt keine Souvenirs kaufen - später in
Hongkong wäre alles noch billiger. Hier macht man die Geschäfte -
nicht in China. In China wird produziert und hier gehandelt. Der
Stadt kommt zugute, dass sie noch bis 2046 garantierte
Sonderhandelszone ist und keine Mehrwertsteuer hat. Die
Einkommensteuer beträgt 16% für alle. Das ist natürlich ein Paradies
für Händler. So kommt auch sehr viel über die Grenze aus China
hierhin und wird hier verkauft. Hongkong hat jährlich 36 Millionen
Touristen, von denen 74 % Chinesen sind. Die Chinesen, die jetzt
mehr Freiheiten genießen und mehr reisen können, wollen unbedingt
das Fenster zur Welt sehen und diese ungeheuren Freiheiten, die
dieses Gebiet mit Sonderstatus genießt. Hier darf man nämlich alles
sagen, hier wird anders gesprochen, aber nicht anders geschrieben
(dadurch können Festlandschinesen alles lesen), hier findet man nur
noch einen Bruchteil der Videocameras, hier fährt man links (!) und
die Autos und Busse haben das Lenkrad rechts. Das Meer, der Hafen
(der größte der Welt) und die ungeheuren Bauwerke sind
beeindruckend. |

Wohnblock an der Repulse-Bay mit Fensteröffnung ,
damit der Drache hindurchfliegen kann |
Faszinierend auch die tollen Brücken, Tunnel, der riesige Flughafen
und die modernen Bauwerke, von denen viele übrigens unter
Berücksichtigung von Feng Shui und Aberglauben errichtet wurden.
Erdbebensicher braucht hier nichts zu sein, aber taifunfest. So
findet man denn auch ganz neue Wohnblocks, in denen extra mittendrin
ein großes Fenster frei gelassen wurde, damit der Drache
hindurchfliegen kann, der das Haus bedroht, weil es zwischen dem
Meer und dem Berg gebaut wurde, wo der Drache wohnt.
Das ist ein sündhaft teurer Wohnblock an der Repulse-Bay, dem
Badestrand von Hongkong. So sind natürlich auch die
Eigentumswohnungen im Happy-Valley kaum zu bezahlen, einer
Wohngegend am Berg zum Viktoria-Peak. Für 120 m² werden locker 20
Mill. Hongkong Dollar verlangt, das sind 2 Mill.Euro. |

Friedhof im Happy Valley in Hongkong |
Wer Lust
hat, das große Geld zu machen, sollte hier in den Immobilienmarkt
einsteigen. Noch ist allerhand zu haben und die Preise steigen
ständig! Ähnlich teuer sind die Grabstätten im Happy Valley. Viele
haben schon die Gräber für die Enkel gekauft, weil es demnächst gar
keine Grabstätten mehr gibt und die Preise in den Himmel wachsen.
Auch hier ist noch ein echtes Betätigungsfeld vorhanden: Preiswerte
Feuerbestattungen und Meeresbestattungen. Schließlich gehört das
Meer außerhalb der Hoheitszone Chinas doch keinem - oder? Oder man
kauft ein Stück vom Staat. Die 1,4 Milliarden Chinesen wollen ja
schließlich auch sterben - da ist doch was zu verdienen! Richtig
gemacht hat es der Staat allerdings mit den Slums. Die Hutongs
wurden rigoros abgerissen und dem Erdboden gleichgemacht. Man hat
keine Rücksicht auf die Bewohner genommen, sondern sie entschädigt
oder ihnen eine andere Wohnung angeboten. |
Zu diesem Zweck wurden auch Sozialwohnungen
geschaffen. Die nun entstandenen Wohnblocks sehen zwar scheußlich
aus, sind aber immer noch besser als die Blechhütten und
Plastikzelte, die man in anderen Ländern sieht. |
Auf der rechten Seite ist ein
Film vom Victoria Harbour. Hier entstehen laufend neue
Wohnblocks.
Geld machen ist der Traum hier. Also stehen die Chinesen
auch Schlange, um das iPhone4s zu kaufen. Jeder Chinese hat
das Anrecht auf 5 Stück. Also kaufen sie, bis nichts mehr zu
haben ist, stellen sich an die nächste Ecke und verkaufen
sie weiter. Oder die Nummernschilder mit Glückszahlen. Die
versteigert hier das Straßenverkehrsamt. Ein schönes
Nummernschild mit drei mal 8, also den Ziffern für großen
Reichtum, kostet in Hongkong normalerweise 50000 Dollar,
also 5000 Euro. Was machen die Chinesen? Sofort werden die
Schilder im Internet weiterversteigert und bringen locker
das Zehnfache. Im Handel liegt der Segen! |
Zum Vollbildmodus auf das Viereck unten rechts auf dem
Player klicken. |
12.11.2013 Es ist glücklicherweise heute
nicht so hektisch beim Frühstück, weil keine Geschäftsleute Unruhe
verbreiten. Das Sheraton Hotel and Towers liegt sehr günstig am Ende
der Nathan Road und man ist schnell am Hafen. Außerdem ist unter dem
Hotel die Metrostation und vor dem Hotel halten die Busse. Einen
besseren Standort kann man sich für einen Stopover in Hongkong
eigentlich gar nicht wünschen. |

Der Blick vom Victoria Peak auf Kowloon ist
beeindruckend. |
Oben auf dem Viktoria-Peak staunen wir wieder über
den Blick auf die Stadt und den Hafen. Es hat sich viel verändert,
seit wir 1995 hier waren. Schade, dass es so diesig ist, ich hätte
gern meine Digitalbilder mit den analogen Fotos verglichen, die ich
1995 hier gemacht habe. Schöner ist der Blick vom Peak allerdings
noch am Abend, wenn die Lichter in der Stadt angehen. |

Der gleiche Blick auf die Stadt am Abend |
Wir fahren
am Nachmittag mit der Metro für nur 81,50 $ (= 0,80 €) bis zur
Admirality Station und spazieren zur Tram -Station. Wir wollen
nämlich mit der Zahnradbahn auf den Victoria Peak fahren, um dort
noch einmal bei Einbruch der Dämmerung ein paar Fotos zu machen,
wenn die Lichter in Hongkong angehen.
Leider rechnen wir nicht mit der großen Menschenmenge, die an der
Tramstation steht. Wir müssen über eine Stunde warten, bis wir
überhaupt ein Ticket lösen können. Als wir nach 1 1/2 Stunden oben
ankommen, ist es schon dunkel und mit den geplanten schönen Fotos
natürlich vorbei. Mit dem bisschen Licht schafft die kleine Lumix
keine guten Aufnahmen mehr, da braucht man schon eine Spiegelreflex.
Schade. |
Anschließend fahren wir mit der Metro zum Timesquare,
wo viel los ist. Die Etagen 10 bis 12 in der Timesquare Mall sind
für die Restaurants reserviert und wir feiern unser Wiedersehen mit
den Original Baby Back Ribs bei Tony Roma´s. Das schmeckt uns. Dazu
ein leckeres Samuel Adams Boston Lager Beer und wir sind richtig
happy. Endlich mal wieder ein preiswertes und gutes Abendessen.
Danach bummeln wir noch durch die Geschäfte und
Straßen rund um die Timesquare Mall. Wir sind erstaunt, dass die
Menschen so geduldig auf die Busse und Taxis warten. Eine 100m lange
Warteschlange steht vor der Bushaltestelle.
Sonntag, 13.11.2011 |
Zum Vollbildmodus auf das Viereck unten rechts auf
dem Player klicken. |
Das war´s aus dem Reich der Mitte. Mit dem
Taxi fahren wir in einer halben Stunde für 300 $ ( = 26 €) zum
Flughafen und müssen für das Anstehen an Security und Passkontrolle
viel Zeit opfern. 11 Stunden und 50 Minuten Flug liegen jetzt vor
uns, bevor wir wieder in Frankfurt landen. |
Weitere Hinweise:
Thema/Titel |
Internet-Adresse |
|
|
|
|
|
|
Letzte Aktualisierung dieser Seite am
08.01.18
|